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Die Metamorphosen des Homo Consumens

Als Horst mir davon erzählte, dass er die Idee zu einem FatDay auf Horstson hätte, war das mein erster Gedanke: Wann hat das eigentlich angefangen, dass wir alle lebenslang so überschlank und perfekt sein wollten? Seit Menschen auf dem Blauen Planet herum wuseln, war es in der westlichen Hemisphäre noch nie so ein Stigma, dick zu sein, wie heute. Es ist inhuman und entspricht gesellschaftlicher Ächtung, was wir uns in Medien und persönlichen Kontakten gegenüber dicken oder nur moppeligen Menschen herausnehmen. Wenn Britney Spears aus Kummer die Schallmauer zur Größe 38 durchbricht, obwohl sie die Frechheit besitzt, das nicht mit einer Körpergröße von 1,80 vor der Gossipgemeinde zu rechtfertigen, spöttelt die Bild „Fatney Spears“ (ihr seid so schlecht im Textbereich!) und findet das originell. Dabei sollte jeder von uns wissen, dass es nur allzu menschlich ist, mal ordentlich über die Stränge zu schlagen und das auf der Waage und im Spiegel auch deutlich zu sehen.

Ihr wisst ja, ein Kilo Körperfett entspricht 7000 bis 9000 Kalorien, die durch Sport, alltägliche Bewegung und leider auch Diät erst mal auf das persönliche Minuskonto wandern müssen, um es wieder loszuwerden. Plus ein Kilo pures Hüftgold bekommen wir aber mitunter für nur 1500 Kalorien zu viel am Tag, die wir vor Ladenschluss hastig bei Mc Donalds gefuttert haben, geschenkt. Sehr ungerecht ist das, wie ich finde! Nun ja, auch der moderne Mensch an sich, mit all den Möglichkeiten und Segnungen der globalen Wellness- und Schönheitsindustrie ist nun mal Metamorphose im Hamsterrad der Beautyspezialisten und nicht Ikone mit Do-Kolumne in Allure und Vanity Fair.
Der schwache Lichtstrahl am Horizont soll nun durch Enfant Terribles der Designerszene wie Jean Paul Gaultier zum unübersehbaren Lichtkegel werden, der Hoffnung für alle Dysmorphophobiker und normal Wahrnehmungsgestörte bedeutet. Chrsystal Renn, die der fröhlich-unbekümmerte Meister schon für seine SS2006Fashion Show gebucht hatte, ist in dieser Saison neben anderen Engagements das Model der Gaultier-Anzeigenkampagne. Dass Chrystal in jüngster Zeit um einiges schlanker über den Laufsteg schwebt, spielt bei der Retterin der Models oberhalb von Größe 34 auf 1,82 keine Rolle. Schließlich hat sie sich ihren Kummer mit einem Buch (Hungry) von der Seele geschafft und ist nun besser denn je im Geschäft (auf naheliegende Kalauer verzichten wir hier bewusst). Ob das nun gleich eine Gegenbewegung wird, die nachhaltige Wirkung zeigt, wissen wir nicht. Weitere, eher noch zaghafte Versuche in der Size Issue des V Magazine und neueren Sonderausgaben von Hochglanzmagazinen wollen uns weg von dieser übertrieben Schönheitserwartung hin zu mehr Natürlichkeit und Normalität führen. Die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Körper soll es sein, die zelebriert wird. Mal sehen, wie lange die hyperschlanken Editors In Chief dranbleiben und wie viel davon auflagensteigernder PR-Lametta war…. wie der von unser aller bestem Couturier, Karl Lagerfeld, der zuerst mit seinen Kollegen nach mittlerweile bizarr mageren Models verlangt, nun aber angeblich Beth Ditto so toll findet, weil alles an ihr fest ist und nichts schwabbelt, so der Meister. Seltsam finde ich so extreme Gegensätze. Auch deshalb, weil Beth Ditto dann doch nur als Highlight bei Kollege Gaultier zu sehen war und Karl Lagerfeld wie üblich mit hyperschlanken Models gearbeitet hat. Aber Beth Ditto ist natürlich klasse in jeder Gewichtsklasse. Und Chrystal Renn prangte ja erst kürzlich von Lagerfelds Re-Opening-Plakat für den Chanel Store in SoHo und durfte auch die großartige Resort-Show 2011 in Saint Tropez mitlaufen….
Beruhigend ist: So wichtig wir tolle Körper heute nehmen, so wenig funktioniert es, dass dünn mit tollem Körper immer vorne liegt. Beispiele für Schwergewichte und JoJoOpfer aus Hollywood und rund um den Erdball belegen: Es ist immer noch wichtiger, was du zu sagen hast und kannst, als das Gewicht, das der Zeiger deiner Waage anzeigt. Und ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn Sexsymbole zwischendurch mit Spitzbauch durch das seichte Wasser vor Malibu watscheln….das erinnert mich daran, wie zurechtgemacht und durchgestylt heute alles in den Medien serviert wird. Inklusive den immer magerer werdenden Moderatorinnen ….. dabei denke ich automatisch an ein lustiges, schon älteres Foto, das ich von einem Freund aus München geschenkt bekam. Darauf sind die RTL und Sat1 Moderatorinnen Barbara Eligmann, Frauke Ludowig und Birgit Schrowange auf einer Couch sitzend in Gelsenkirchener Barock-Ambiente zu sehen. Alle drei etwas pausbäckig und altbacken wirkend, noch um einiges kompakter… in etwas spießigen Klamotten und weißen Strümpfen mit Stiefeletten, die noch nicht von Gucci oder Pucci waren…. Tja, wir sind eine einzige Metamorphose! Und Horst: Wann ist denn nun der FatDay?

  • Horst
    17. Oktober 2010 at 20:22

    ohhhhh – da erinnerst du mich ja an was, was in meiner schublade liegt 🙂

  • Horst
    17. Oktober 2010 at 20:27

    …und das Bild der 3 Grazien würde ich gerne mal sehen 😉

  • Daisydora
    17. Oktober 2010 at 20:51

    Was hast du in deiner Schublade liegen … 37 Schokoriegel oder den Trainingsplan von deinem Personal Trainer?

    Das Foto ist ein Zeitdokument, das kommt mal ins Horstson Blogmuseum 🙂 .. ich sollte aber Frauke Ludewig nächstens richtig schreiben – pardon!

  • blomquist
    17. Oktober 2010 at 20:56

    In welcher Schublade????

  • Daisydora
    18. Oktober 2010 at 09:30

    @Horst

    Ach so, die Pläne zum fatday… bin gespannt und freue mich …. Schokolade versteckt vor dir?? ….du isst doch sicher die mit 80 Prozent Kakaoanteil,die darf man immer 😉 … danke für den Hinweis auf Frauke, ich hätte das glatt auf die falsche Schreibweise ausbessern lassen …. so, nun muss ich Modeblogs lesen …..