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Deyrolle Paris – oder wo bekomm‘ ich einen Eisbär her?

Eine meiner Lieblingslocations in Paris ist der Taxidermiste Deyrolle in der 46, Rue du Bac. Es gibt ihn seit 1846 und vom Schmetterling über ausgestopfte Vögel bis zum Eisbären gibt es nichts, was es nicht gibt in diesem wunderbaren Laden. Der Eingang ist relativ schmal und wenn man sich die hübsche alte knarrende Holztreppe hinauf gewunden hat, kommt man auf eine große Bel Etage, die wie die Zimmerflucht in einem Schloss aussieht, mit wunderbaren Wandvertäfelungen in Laduree-Grün gestrichen oder in warmen, erdigen Rottönen. Es gibt große Wandschränke, in denen hunderte farbige Vögel auf einen Käufer warten, dazwischen, wie in einem Cabinet de Curiosite, Muscheln oder Korallen auf Holz- oder Silbersockeln, Mineralien, Krebse, Vogelspinnen, Haushühner, Füchse und allerlei anderes Getier, steht in Gruppen auf Highboards, die wie in einer alten Apotheke wirken.

Dazwischen große Schränke mit hunderten Schubladen, an denen kleine Schilder prangen, mit lateinischen Namen und wenn man eine der Schubladen aufzieht, liegen hunderte Schmetterlinge, einer bestimmten Spezies, die darauf warten, dass ein Käufer kommt und sie in kleine Rahmen gesetzt werden.

Berühmt wurde Deyrolle allerdings durch die uns allen bekannten Schultafeln, die es zu allen Gebieten gibt: Landkarten, Nordseefische, Muscheln, Früchte, die aufgerollt an Kartenständer gehängt wurden und dann ausgerollt als Anschauungsmaterial dienten. Wir alle kennen diese Karten, die man vor der Stunde aus dem sogenannten Medien- oder Kartenraum holen musste. Jedes französische Kind kennt den Aufdruck von Deyrolle auf den Schulkarten.

Vor etwa zehn Jahren wurde diese Pariser Kulturinstitution von Louis Albert de Broglie, dem sogenannten Gartenprinzen gekauft. Er hat im Palais Royal vorher, als einer der Ersten, der dieses Kleinod wiederentdeckt hat, eine ganze Boutique für wunderschöne Gartenaccessoires begründet. Gartenscheren, wunderschöne Gießkannen, Eimer und viele hundert verschiedene Sämereien für Tomaten in den tollsten Formen und Varianten – die jetzt auch bei Deyrolle im Entree verkauft werden. Der Prinz ist ein Tausendsassa und eine Pariser Gesellschaftsinstitution. Jeden Morgen weiß man, wenn er bei Deyrolle ist – denn sein kleiner, verbeulter, uralter Fiat 500 steht dann vor der Tür.

Nachdem vor zwei Jahren ein gigantisches Feuer die Hälfte des Ladens verwüstet hat, haben er und hunderte Pariser Helfer den laden wieder liebevoll restauriert und in den Originalzustand gebracht. Typisch Paris waren nach dem Brand alle zur Hilfe geeilt und haben Charity-Aktionen gemacht, um Geld für den Wiederaufbau zusammen zu bekommen. Gerard Depardieu hat gekocht, la Deneuve gesungen und Hermès ein wunderschönes Federtuch zu Gunsten von Deyrolle aufgelegt, dass man kaufen konnte und bei dem der gesamte Betrag in die Deyrolle-Renovierung geflossen ist.

Der Laden ist ein Hammer und wird auch sehr liebevoll geführt. Es gibt nichts was es nicht gibt und wenn man Glück hat, es sind halt Naturprodukte und manchmal gibt es Dinge auch nur ein mal und nie wieder, kann man eine ausgestopfte Hyäne genauso kaufen, wie einen Storch oder ein Schnabeltier.

Die größte und beeindruckendste Auswahl gibt es aber bei Käfern, Schmetterlingen und Insekten. Die wunderschönsten Kombinationen in Sammlerkästen, die auch zuhause in jeder Wohnung eine tolle Deko ergeben. Was ich aber auch ganz toll finde: Der Laden ist aber auch wie ein Museum man kann stundenlang schauen und stöbern ohne was zu kaufen. Obwohl ich gesteh‘ es – man wird immer schwach und das ist auch gut so.

Wer nicht so weit fahren möchte kann eine Auswahl von Schmetterlingen, Insekten, Käfern und einigen ausgewählten Objekten in Deutschland in Hamburg bei Kuball & Kempe anschauen und auch erwerben, der
Prinz ist ein alter Freund von mir und fand es schön, dass wir ihn in Deutschland repräsentieren. Sonst muss man aber in die Rue du Bac und wird das nie vergessen – ein Besuch lohnt sich wirklich und man will immer wieder hin.

Bilder: Deyrolle

  • siegmarberlin
    22. März 2011 at 12:57

    eas für ein toller Laden, ich wollte schon immer einmal da stöbern, beim nächsten paris-trip steht er jetzt endgültig auf Liste. Ich schwanke immer noch ob ich mir wirklich Schmetterlinge hinter Glas aufhängen soll ( ich find es eingetlich schön ) oder nicht. Da ich Deinen/ Eueren wunderbaren Laden kenne, werde ich beim nächsten Hamburg-Besuch mit Sicherheit vorbeischauen u. mir die Kollektion ansehen.

  • Katharina
    22. März 2011 at 13:31

    Die Kästen werden für mich auch der Grund für eine Reise nach Hamburg sein! (-:

  • peter kempe
    22. März 2011 at 16:07

    ich liebe am meisten die hühner udn die krebse!!die sind der hit

  • Charly
    22. März 2011 at 18:57

    Also ich sehe das anders, ich bin zwar nicht der, der den moralischen Zeigefinger hebt, allerdings finde ich tote Tiere als Schmuck an den eigenen vier Wänden schrecklich! Schildkröten, Zebras und andere Tiere gehören nicht in irgendeine „Wohnung“. Man sollte sein Geld lieber für die Unterstützung der wenig verbleibenden Tiere in freier Natur ausgeben oder in ein entsprechendes Museum gehen!

    Aber zugegeben, die Schmetterlinge sind sehr schön 😉

  • Daisydora
    22. März 2011 at 20:03

    Der Laden ist einfach großartig, der Bericht darüber ein zauberhafter Ausflug in diese Welt … dankeschön, lieber Peter…… 🙂

  • muglerette
    22. März 2011 at 20:27

    ich liebe diesen laden………….ein bisschen so sieht es bei mir auch aus!!!

  • Horstson » Blog Archiv » Kein Eisbär aber auch ganz niedlich – 29 “Louis Vuitton Creatures” von Billie Achilleos bei Deyrolle Paris
    11. Oktober 2011 at 15:28

    […] naturgemäß schon. Entweder wart ihr schon mal dort oder ihr habt Peters netten Bericht Deyrolle Paris – oder wo bekomm ich einen Eisbär her über das Kabinett der Tiere gelesen. Wenn nicht, holt das bitte jetzt nach …. Nun hatte […]