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Designermode mit Ablaufdatum … oder Schwuppsdiwupps, das war Marant pour H&M

isabel marant hm

Manche Verbindungen halten länger, andere wiederum scheinen das Verfallsdatum von verderblicher Ware zu haben, wären also besser im Kühlregal aufgehoben gewesen. Seit Donnerstag, 5. Dezember 2013, gibt es Marant pour H&M in den Läden von H&M nicht mehr. Auch online ist diese „Exklusivabteilung“ dicht. Aber nicht etwa, weil die Teile der heißen Kooperation nach drei Wochen (Verkaufsstart am 14. November 2013) schon ausverkauft gewesen wären, sondern vermutlich aus strategischen Gründen. ‚Vermutlich‘ nenne ich das nur, da wir keine Lust drauf haben, einen der gefühlt dreiundzwanzig Top-Lawyers der Schweden näher kennenzulernen, aber es mutet schon seltsam an, dass sich just nach 3 Wochen Abverkauf sämtliche Restbestände, von denen es zumindest Online noch einiges gab, scheinbar in Luft aufgelöst haben …

Das Mode-Orakel von Delphi würde jetzt sagen: Mme. Marant hatte bei der Vertragsunterzeichnung vermutlich die besseren Berater, oder, man war sich ohnehin darüber einig, dass es dem Image von H&M, dem des Designers der aktuellen Kooperation, und naturgemäß auch dem der nächsten, besser bekommt, das edle Modegut nicht schon kurz nach der medienträchtigen Lancierung günstig zu verschleudern.

H&M erklärte mir nun heute nach mehrmaliger Nachfrage telefonisch, dass sie mit dem Abverkauf sehr zufrieden waren und bis auf wenige Stücke sämtliche Bestände verkauft haben. Über den Verbleib der Restbestände konnte mir die Mitarbeiterin der PR von H&M nichts sagen.

Meine werte Kollegin Daisy würde jetzt vermutlich sagen: „bei dem Marketing haben die aber noch gut Luft nach oben“ … aber ich frage euch, wie denkt ihr darüber, liebe LeserInnen? Ist das die neue Strategie zur Wahrung der Exklusivität der Designerkollektionen für H&M, oder könnte das auch so eine Art schnelle Marketing- und PR-Kosmetik sein? Auch frage ich mich, was nun eigentlich mit den Restbeständen passiert und wie wertschätzend es ggü. den Fabrikarbeitern in Keine-Ahnung-Wo ist, deren Arbeit nach nur 3 Wochen aus den Läden entfernt wurde …
Und, das kann ich leider nicht unter den Tisch fallen lassen: Was war denn mit euch, habt ihr die für jeden einzelnen Horstsonian reservierten echten Marants etwa im H&M Regal verstauben lassen 😉 …

  • Daniel K
    10. Dezember 2013 at 12:56

    Ich hatte mich auch schon gewundert, dass die Kollektion so schnell verschwunden ist. Nach Nachfrage im H&M Store wurde mir gesagt, dass die Lizenz abgelaufen sei und das die restlichen Klamotten „vernichtet“ werden. Finde ich ja sehr krass. Da kann man nur hoffen das die Teile recycelt werden und nicht auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt werden! Kann man auch auf meinem Blog nachlesen: http://www.nakedasislur.com/2013/12/rip-isabel-marant.html

  • Siegmar
    10. Dezember 2013 at 13:24

    Schon sehr interessant, von den Teilen wollte ich kein einziges, was ich festgestellt habe, ist das in den Berliner Filialen die Teile wirklich innerhalb eines Tages weg waren, man fand sie dann wieder bei gefühlten 1000 Ebay-Einstellungen. Frau Marant und ihre Berater waren da offensichtlich schlauer und haben das begrenzt.Bei H&M online gerade nachgesehen, die Herren-Boots gibt es noch.

  • Martin
    10. Dezember 2013 at 13:28

    Interessiert mich nicht…wer sich ein H&M x Isabel Marant Teil kaufen wollte hat es getan, wer nicht wollte es wahrscheinlich auch nicht. Was mit den Restbeständen passiert? Who cares! Wahrscheinlich in der Recycle Tonne gelandet oder sonst wo.

  • Charlotte
    10. Dezember 2013 at 14:00

    Ich finde das recht krank, wenn ich das so sagen darf. Ein weiteres Zeichen dafür, wie schnell und kurzlebig der Begriff „Fast Fashion“ inzwischen zu deuten ist. Mit dieser Aktion spricht H&M sich eine Eigenschaft zu, die eigentlich gar nicht so richtig passen will: Exklusivität. Ich verbinde H&M eher mit ‚aktuelle Modetrends für jedermann‘. Auf wessen Kosten das möglich ist, wissen wir ja.
    Isabel Marant dagegen ist damit gelungen, was vor ihr so noch keiner geschafft hat, nicht in der Sale-Ecke zu landen. Ob das das lobenswerte Ziel ist … eher nicht,

    Letztes Jahr gab’s bei H&M übrigens als Weihnachtsgeschenk für die Mitarbeiter aus den Lana-del-Rey-Plakaten gefertigte Beuteltaschen. Bleibt nur zu hoffen, dass mit den Markant-Teilen zumindest ähnliches geschieht.

  • Christian
    10. Dezember 2013 at 14:00

    Ich hab mir nichts gekauft. Wenn wirklich was zerschreddert wurde, hatte Marant gute Verträge und H&M ist die Ware vermutlich nichts wert. MMn war es immer ein Manko für die Designer, auf dem Grabbeltisch zu landen.

  • monsieur_didier
    10. Dezember 2013 at 14:07

    …letztendlich kam es genau so, wie man erwarten konnte…
    ich war am ersten Tag bei H&M Man in der Friedrichstraße um zu schauen, wie die Kunden reagieren, was davon verkauft wurde, wie eventuell die Qualität ist, wenn man nicht nur aufgearbeitete Onlinefotos sieht…
    es waren erstaunlich viele Männer vor Ort und probierten Teile der Kollektion an und die Verkäuferinnen erklärten auf Nachfrage, dass das meiste schon weg sei, und, was sehr interessant ist, das nichts mehr nachkommt…
    am ersten Tag, nachmittags um 17:15 Uhr…
    da kann man dann auch im Brustton der Überzeugung sagen, dass der Abverkauf über alle Erwartungen gut war und das die Kollektion, zumindest teilweise, reißenden Absatz fand…
    die Qualität der angeschauten Kollektionsteile war wie erwartet…
    wer ist der nächste, der eine völlig innovative Kollektion für H&M erstellt?

  • Sandra
    10. Dezember 2013 at 14:16

    Die armen Kinder von Bangladesch die völlig unterbezahlt diese Kollektion nähen mussten. Und was ist der Dank für diese harte Arbeit mit Hungerlohn? Sie wird vernichtet. H&M müsste boykottiert werden. Horstson, ruft dazu auf!

  • bernd
    10. Dezember 2013 at 19:57

    Ja, ja, ja, bevor jetzt wieder alle heulen, sollte relativiert werden.

    Ich finde es okay, wenn die Sachen veschwinden. Nichts ist so traurig, wie lustlose Überbleibsel.
    Warum auch immer, war ich 2005 0der 2006, als es die erste Kollektion gab in einer kleinen Stadt in Bayern im H&M. Und in den Regalen hingen noch die alten Lappen von Lagerfeld und zwei, drei Flaschen von „Liquid Karl“. Das fand ich sehr traurig!

    Besser, man macht die Sachen weg, bevor es soweit kommt.
    Es ist im übringen üblich, die Sachen zu entsorgen, auch damit eine gewisse Attraktivität der Marke erhalten bleibt.
    Bei Schanälle zum Beispiel werden die Sachen verbrannt. Auch hier ist es schade um die Arbeit der türkischen Näher und Näherinnen. Irgendwann wird alles eingesammelt und dann in den Flammen entsorgt. Ebenso verhält es sich bei Comme des Garcons. Ab ins Feuer damit. Auch die Näherin in Nord-frankreich wird da so manche Träne vergiessen über die geschundenen Hände und die mühevolle Arbeit, die ein Opfer der Flammen wird.
    Wenn Sandra zum Boykott aufruft, dann bitte auch hier und sich einsetzen für die anderen der Handwerkszunft!
    🙂

    Lustigerweise war ein sehr guter Freund von mir vor einigen Jahren in Paris und lief an der CdG Boutique vorbei, vor der auffällig viele Kartons standen. Er schaute dann in die Kartons, die voll waren mit Klamotten von CdG. Er hat einen Riesen-Schwung Hemden mitgenommen und sich und uns alle damit versorgt. Später stellte sich heraus, dass die Sachen dafür gedacht waren, verbrannt zu werden. Eine Verkäuferin hat sie aber irrtümlich auf die Strasse gestellt als Müll.
    Glück (für uns) und Unglück für die Klamotten) lagen also dich beieinander und noch heute trage ich sehr gerne die beiden Hemden, die ich aus dem Karton bekommen habe.

    H&M handelt also nicht anders, als all die anderen auch.
    Daher mein ok für die Aktion.
    Auch denke ich, dass sich die Sachen wirklich gut verkauft haben. Und ich denke, Siegmar hat ganz recht, es gibt die gefühlte eine Million Marant-Angebote bei Ebay.
    Wenn man die alle zusammenbringt, dann hätte man sicher
    wieder 30% des Sortiments zusammen. 50% wurden behalten und 20% wandern auf den Müll. Dann hätten wir die 100% beisammen.

    Ich hätte sehr gerne einen Pulli gehabt. Den, den sicher alle haben, nur ich nicht. Den weissen Rollkragenpulli mit den Fransen. Ein toller Pulli. Ein sehr schöner Entwurf. Diesen PUlli würde ich mir von jeder Firma kaufen. Marant, Marant H&M, Smedley, JIl Sander oder was auch immer.

  • Wolfram
    11. Dezember 2013 at 09:23

    Ich glaube, dass H&M sich strategisch neu ausrichtet, was ihre Designer-Kooperationen betrifft, d.h. weniger Stückzahlen produzieren lässt, damit diese nicht in den Sale müssen und so ein Hauch von Exklusivität gewahrt wird.
    @ Sandra
    Kinderarbeit in den wichtigsten Produktionsländern wie Bangladesh, China und jetzt Kambodscha ist weniger ein Problem, dass wird von den meisten Textilunternehmen überwacht, eher völlig unterbezahlte Arbeiter, die 10-12 Stunden arbeiten und das teilweise 7 Tage, wie mir ein Ver.di – Mitarbeiter erzählte, der vor Ort war. Die Kehrseite ist, wird diesen Menschen in diesen Ländern, vor allem Bangladesh, die Arbeit weggenommen, haben sie überhaupt kein Einkommen mehr, hier muss die Politik Druck ausüben bzw. alternative
    Arbeit kreiert werden, sonst haben wir ein reines Gewissen aber die Menschen dort kein Brot

  • Søren
    11. Dezember 2013 at 15:55

    @Wolfgang:
    Kinderarbeit gibt es in den Ländern nach wie vor, wird nur anders kommuniziert (von H&M, Zara, etc.) da, die Gesetze in den Ländern anders sind. Dort heisst Kinderarbeit, dass die Kindern z.B. unter 14 sind.
    Kinder über 14 Jahren können ohne Einschränkung eingesetzt werden und H&M kann hier dann sagen: In unserem Unternehmen gibt es keine Kinderarbeit.

  • Søren
    11. Dezember 2013 at 15:55

    @Wolfram, meinte ich. Sorry.

  • Mia
    11. Dezember 2013 at 16:07

    Manche scheinen doch wirklich so naiv zu sein und zu meinen, dass H&M mit den Designer Kollektionen Geld verdienen will. Da geht’s doch um keine Verkäufe, sondern um die Reichweite.
    Es ist so als würde man behaupten der Baumgartner Sprung wäre wissenschaftlich wichtig – wohl eher für die Reichweite von Red Bull.

  • Daisydora
    11. Dezember 2013 at 17:55

    @Wolfram

    Die Designer haben offenbar gelernt und ich halte es auch für möglich, dass H&M sich in diesem Bereich wieder neu und exklusiver aufstellt. jetzt, wo ZARA in Deutschland angreifen will … 🙂 … aber toll ist das Marketing trotzdem nicht. Mich stört sogar, dass die Sachen gekauft und dann bei eBay verramscht werden. So was brauche ich per se nicht.

    @Mia

    Wenn Du mit Reichweite Imagetransfer meinst, stimme ich Dir zu … in dem Punkt, dass man damit kein Geld verdienen will, muss ich Dir leider widersprechen. Die Umsatzrendite aus diesen Kooperationen liegt sicher weit über den (glaube ich) 11 bis 16 Prozent), die H&M pauschal ansetzt. Alles dort, muss zu Geld werden …. bis zur dritten Stelle hinter dem Komma!