Architektur

Château de La Colle Noire – Christian Dior

(Bild: Courtesy of Christian Dior)

Kaum etwas sagt so viel über den Charakter eines Menschen aus, als der Einrichtungsstil. Die eigenen vier Wände, also dort, wo man ganz allein mit sich ist und wo man so sein kann, wie man will, ohne sich beruflichen Konventionen hingeben zu müssen, ist so etwas, wie es die Engländer auszudrücken pflegen, wie die Burg, die einen beschützt. „My Home ist my Castle“ bezieht sich natürlich besonders auf Menschen, die in erster Linie ihr Heim als Rückzugsort für sich und ihre Lieben sehen.
Außerdem prägen uns nicht nur unsere eigenen Wohnungen, sondern die Orte, die einen während des Lebens begleiten. Wer erinnert sich nicht an Details oder Möbelstücke, die man bei seinen Großeltern oder in seinem Elternhaus geliebt hat, die man heute aber garantiert nicht mehr in seiner Umgebung haben möchte …
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Bild: Courtesy of Christian Dior

Da wir uns täglich in unseren Wohnungen aufhalten, tragen wir viel davon raus in unseren Alltag. Andersrum ist es nicht anders: Auch aus unserer beruflichen Umgebung nehmen wir viel mit ins Heim. So entspricht es nicht nur dem Klischee, dass Anwälte und Ärzte in ihrem Heim häufig Elemente von USM Haller haben, während Menschen mit kreativen Berufen eher zum bunten Crossover der Stile neigen. Viele Kreative nutzen so auch gleich ihre Wohnungen und Sammlungen als Inspirationsquelle.
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Bild: Courtesy of Christian Dior

Ein solches Beispiel par excellence ist der französische Modeschöpfer Christian Dior. Er zog fast alle seine Einflüsse aus den Orten, die in seinem Leben eine Rolle spielten. Ob die Villa in Granville in der er aufwuchs oder auch seine alte Mühle in der Nähe von Paris, in die er sich gern am Wochenende zurückzog – man findet bis heute bei Dior Reminiszenzen an seine Häuser.
Ein Ort, den Christian Dior selbst erschuf und der ihm und seiner Familie als Rückzugsort diente, erstrahlt seit einige Zeit wieder im neuen Glanz und ist nach vielen Jahren wieder in den Besitz der Firma Dior zurückgekehrt: das Château de la Colle Noire.
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Bild: Courtesy of Christian Dior

1951 kauft Christian Dior das Château de la Colle Noire. Er begibt sich häufig in dieses in Montauroux gelegene Anwesen, wo er – weit weg von Paris – seine Liebe für die Gegend kultiviert. Hier kann er seiner Leidenschaft für Pflanzen nachgehen und einen überwältigenden Garten anlegen, in den er Tausende duftende Blumen pflanzt. Schon damals kommt er oft in die Gegend und verliebt sich in die Region. Seine Welterfolge „Miss Dior“ oder „Diorissimo“ basieren auf seine Lieblingsblumen wie dem Maiglöckchen, die nur einen Steinwurf entfernt vom Château de la Colle Noire produziert werden.
Christian Dior beschließt den Erwerb dieses inspirierenden Fleckchen Erde, sein letztes Anwesen, das Château de La Colle Noire, von dem er sagt, dass er sich dort „gleichermaßen als Couturier und Parfumeur fühlt“.
Er wählte die Provence, um der Pariser Hektik zu entfliehen, sich zwischen den Kollektionen zu erholen und sich seinen Traum als Parfumeur zu erfüllen.
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Bild: Courtesy of Christian Dior

Heute entdecken die Nachfolger in der Maison Dior die unvergleichliche Atmosphäre von Grasse und das einzigartige Terroir mit seiner idealen Lage zwischen Meer und Bergen neu, um hier die Mairose und Jasminum Grandiflorum anzubauen und somit das Erbe von Christian Dior fortzuführen. Um die Heritage und die Verbindung zu Frankreich wachzuhalten, aber auch, um einen Ort für Events und dem Nutzen der Marke Dior zu schaffen, bildet das Château de la Colle Noire einen wunderbaren Rahmen.
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Bild: Courtesy of Christian Dior

Während die Villa „Les Rhumbs“ für die Haute Couture und die Prêt-à-porter-Ausstellungen jedes Jahr die ideale Kulisse bilden und die „Archives Dior“ in der Avenue Montaigne mit dem Apartment der Couture Salons hierzu die perfekte Ergänzung darstellen, steht nun das Château de la Colle Noire für die Düfte von Dior.
Die Maison Dior hat sich dazu entschieden, diesen Erinnerungsort wiederherzustellen und ihn wie nach den Wünschen von Christian Dior umzugestalten. Dass er in Château de la Colle Noire nur zu gerne war und dort sicher gerne mehr Zeit gern verbracht hätte, ist klar: „Dieses Haus dort, ich wünschte, es wäre mein wahres Haus.“
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Bild: Courtesy of Christian Dior

Außer vielen Originalstücken von der Familie Dior bilden einige Räume des Château de la Colle Noire eine Hommage an die Zeit und die Weggefährten, als Christian Dior noch eine eigene Galerie führte. Die Künstler, wie Christian Berard oder Jean Cocteau, begleiteten ihn weiter und entwarfen für ihn Interieurs und manchmal auch Produkte.
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Bild: Courtesy of Christian Dior

Die Gästezimmer erinnern ein wenig an die Wohnung von Kochno und Bérard und wurden als Hommage an deren Freundschaft gestaltet. Die Bögen sind liebevoll gespannt und so blitzt die Provence mit Cogolin Teppichen oder bäuerlichen Stühlen hier und dort hervor; vereint sich mit den von Diors Vater so geliebten Empire Möbeln und den gefassten weißen Louis XVI.-Stühlen, die der kleine Christian im Boudoir seiner Mutter so mochte, dass er den ganzen Salon in der Avenue Montaigne in diesen Farben ausstattete. Heute würde man es „Corporate Identity“ nennen – für Dior waren es hingegen lebenslange Glücksbringer und Begleiter.
So kehrt nicht nur die Tradition des Hauses dekorativ an diesen Ort zurück; es wird auch ein Ort, der stilprägend und wie ein Schutzschild die Zukunft des Unternehmens mitgestaltet. Ein Ort, an dem auch wieder neue Dior Düfte entstehen. Franzosen nennen es „Patrimoine“, was „das Erbe weitertragen“ bezeichnet. Für zukünftige Generationen wird das anfassbar gemacht, was den Hintergrund und die Philosophie des Handwerks ausmachen. Fabelhaft gelungen, denn es riecht in jedem Detail des Château de la Colle Noire nach Dior und dem unvergleichlichen Duft der Provence …

  • Elke kempe
    28. November 2016 at 11:32

    Hübsch,besonders die Gartenanlage!

  • René
    28. November 2016 at 12:35

    Keine Ahnung wie ich das beschreiben kann, der Stil ist mir zu „alt“ und zu kalt.

  • Siegmar
    29. November 2016 at 11:57

    Das Haus und der Garten wunderbar, die Einrichtung ist schön, aber nicht meine