Paris Fashion Week

Chanels golden Globe – Black and White beats the Winter

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Bild: Chanel / Olivier Saillant

Die ganze Welt gehört Chanel – den Eindruck hatte man jedenfalls beim Betreten des Grand Palais am Dienstag. In der Mitte der ursprünglich für die Weltausstellung 1889 gebauten Ausstellungshalle war eine Weltkugel aufgebaut: Dekor für die Vorführung der Herbst/Winter 2013/14 Prêt-à-Porter Kollektion. Doch nicht nur das: als würde man von einem Satelliten auf die hell erleuchteten Ballungszentren dieser Welt schauen, waren nicht nur Erdteile, Kontinente und Länder erkennbar, sondern auch kleine, schwarz-weiße Fähnchen markierten die über (fast) alle Erdteile verteilten Chanel Boutiquen dieser Welt. Spätestens hier wird einem klar, die Welt ist von Karl Lagerfeld in den letzten dreißig Jahren chanelisiert worden. Kein Label hat so eine Strahlkraft und ist sich so unmissverständlich selbst treu wie Chanel. Jede Saison erfindet Lagerfeld nicht nur die Chanel-Frau neu, sondern entwickelt peu à peu die Silhouetten weiter und denkt sich immer raffiniertere Spielarten des Rue Cambon-Stiles aus.
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Bilder: Chanel

Schon in den letzten Saisons, egal ob bei der Haute Couture oder dem Prêt-à-Porter, geht Lagerfeld fast komplett davon ab, Stoffe einzukaufen, die bei den hochwertigen Produzenten fertig angeboten werden. Fast alle Stoffe, Materialien und Stickereien sind eigene Kreationen und extra für Chanel angefertigt und individuell entwickelt. Nichts ist mehr vergleichbar mit anderen Labels und die Boutique Kollektionen grenzen sich eindeutig von anderen Designern ab, indem bei Material und auch Verarbeitung eindeutig mehrere Schritte weitergegangen wird. Alleinstellungs-Merkmal Unvergleichbarkeit! Jeder Stoff, und das ist in der Schau kaum sichtbar, hat Details, die erst beim Hineinfassen oder genauer unter die Lupe nehmen sichtbar werden. So ist das Camouflage-Muster an dem Look, den Chanel Flagship Model Stella Tennant trägt, nicht normales Tarnmuster, sondern ein „Erdteil-Muster“.
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Bilder: Chanel

In der Herbst/Winter Kollektion dominiert eine glockige Silhouette von Jacken oder Kleidern, die die Linienführung der Haute Couture im Januar weiter fortsetzen. Jacken und Kleider werden gern über Hossen oder „Cuissardes“ getragen. Overknee-Stiefel, die in eine Art von Hose übergehen, scheinen im Moment Karl Lagerfelds absolute Lieblinge zu sein, denn bereits im Januar wurden sie, in diversen Materialien, gezeigt. Als zweites dominiert eine Jacken-Form, die eigentlich weniger ‚Chanel‘, dafür aber mehr ‚Karl Lagerfeld‘ und eine gute alte Bekannte aus den Lagerfeld Kollektionen der 80er und 90er Jahre ist: die Jacke, die einem Reiter-Blazer ähnelt. Mit ihren Aufschlägen an den Revers und an den Abstichen ist sie eine von Karls Lieblingsformen und dem „Incroyable“ Jackett des 18.Jahrhunderts entlehnt. Sie wirkt immer ein bisschen, als würde man den Damen unter den Rock gucken. Überhaupt spielt er auch bei Mänteln und Kostümen gern mit kurz-lang Silhouetten Effekten. Lagenlook de luxe, voll weiblicher Raffinesse aber mit Stil …
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Bilder: Chanel

Wie bei der fulminanten Winterkollektion mit den dampfenden Kohlehalden, die vor zwei Jahren präsentiert wurde, wird der schwarz-weiß Kontrast bzw. die Abstufung von Grau- und Anthrazit-Tönen auf die Spitze getrieben und dominiert die gesamte Kollektion. Edelstein-Blau, ein wenig Rot, Beige und Multicolour-Tweed werden als Akzente eingesetzt. Strickkleider mit Stickerei als einzige Ausnahmen oder farbige Stickereien auf Schulterpartien als Effekt. Wie mit dem Spirographen erstellte Stickereien lassen einen wiederum an Astronomie denken – die Welt und das Universum scheinen sich um Chanel zu drehen.
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Bilder: Chanel

Fluide Optiken bei Tweeds und Bouclés werden immer wieder gegeneinander kombiniert, Mouliné Optiken bei feineren Stoffen geben auch noch so damenhaften Modellen immer eine roughen und zeitgemäßen Look. Auch Karl Lagerfeld setzt den „Super Mantel Winter“ weiter fort und zeigt mit glockig geschnittenen Redingote Mänteln und weiten, doppelreihigen Modellen, die an die französischen Revolutionäre Danton und Robespierre erinnern, Traummodelle zum Verlieben.
Die Herbst/Winter Kollektion setzt die lagerfeldsche Tendenz, die Grundlagen der Couture immer mehr auf das Prêt-à-Porter zu übertragen, weiter fort. Ganz klar grenzt sich Chanel damit gegenüber anderen Designer Kollektionen ab. Auch die in den Boutiquen verkaufte Kollektion wird immer mehr zur Handwerks- und aufwendigen Spezialisten-Kollektion. Kein anderes Haus gestattet sich, seine Qualität und Raffinesse immer mehr zu perfektionieren. Mittlerweile bildet Chanel eine unerreichte Extraklasse, die sich auch über das Preisgefüge vom langläufigen Luxusmarkt absetzt.
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Bilder: Chanel

Mit der Herbst/Winter Kollektion 2013 bildet Karl Lagerfeld einer der Höhepunkte der Pariser Modewoche und setzt den Mythos des Hauses Chanel auf moderne und gekonnte Weise fort.
Global Looks, für die Frauen rund um den Globus – die Welt von Chanel.

  • Volker
    7. März 2013 at 09:57

    Was soll man dazu sagen? Wunderschön! Die Pelzperücken gefallen mir hingegen nicht

  • Paul
    7. März 2013 at 10:54

    Sehr toll!
    Sah auch am Männermodell gut aus 😉

  • Siegmar
    7. März 2013 at 14:23

    ganz wunderbar !

  • Daisydora
    7. März 2013 at 15:59

    Sehr schön und sehr modene Proportionen! Danke Peter 🙂

  • Monsieur_Didier
    7. März 2013 at 19:31

    …was mir an Chanel und Karl Lagerfeld immer wieder gefällt, dass man über die Jahre eine logische Entwicklung erkennen kann…

    und die Sachen, die K.L. entwirft behandeln die Kunden und Liebhaberinnen und Liebhaber von Chanel immer absolut respektvoll…
    da ist kein heischen um marktschreierische Trends, auch wenn immer wieder absolute Showpieces dabei sind…