Das kommt so sicher wie das Amen in der Kirche: Die Herrenmode wird in dieser Saison den Beginn der weiteren Silhouette einläuten. Nach einer Dekade der Slim-Silhouette, begründet durch die prägenden Kollektionen von Slimane für Dior Homme, muss langsam eine Richtungsänderung folgen. Burberry Prorsum machte am Montag mit der Autumn-Winter Kollektion schonmal den Anfang …
Schon in den letzten Saisons gab es bei Loewe und anderen Labels Ansätze und erste Looks, aber jetzt werden die Schultern weiter, die Silhouette A und weiter in Richtung O gehend erweitert, die Hosen bequemer und der Körper eher umspielt. In der Streetwear und auch den meisten kommerziellen Kollektionen (siehe TOPMAN) bleiben die hingegen Schnitte schmal und körpernah, die richtungsweisende Tendenz sah man jetzt aber in London, die sicherlich auch nächste Woche in Milano und danach in Paris weitergeführt wird …
Bilder: Burberry Prorsum
Christopher Bailey und sein Team zeigen unter den Titel „Classically Bohemian“ ein Feuerwerk von Mustern und Kombinationen, die wie eine Mischung aus ererbten und neuem Wirken soll und Oscar Wilde – wenn er heute leben würde – sicherlich zu einer langen Wunschliste inspiriert hätten. Dass alle Jungs auf dem Runway Brillen tragen, liegt wahrscheinlich daran, dass Bohemiens gerne lesen, aber auch an Burberrys „Scholar Eyewear Collection“, die deutlich macht, dass man mit Brille durchaus sexy sein kann und viele der Models auch ziemlich schlau aussehen lassen. Die Formen „rectangular and round“ erinnern übrigens an die Modelle der Achtziger von Oliver Peoples und Co.
Bilder: Burberry Prorsum
Typische Dandy-Farben des ausgehenden 19. Jahrhunderts, also der Zeit Wildes, wie Tinte, Dunkelgrün, Ocker, Camel, Kardinal, Burgunder, Fuchsia und Türkis, sowie dunkle Holzkohle werden miteinander und gegeneinander als Blockings gezeigt. Dadurch kommt sofort eine Flamboyanz und gediegene Eleganz auf, die durch die modernen Kleidungsstücke und die Vielfalt der Prints und Muster gebrochen wird und so eine völlig neue moderne Sprache spricht.
Nicht nur die Animalprints verwandeln Burberrys Trench-Ikone total – eine Prise Camouflage blitzt auf, blumige Pre-Raffaelitische-Muster, die von Durham Quilts inspiriert sind und klassische Paisleys gibt es nicht nur in der ganzen Kollektion, sondern manchmal in einzigem Look vereinigt. Trotzdem wirkt nichts zusammengewürfelt oder übertrieben. Bedruckte Jacken, Trenchs, Chesterfields, Pea Coats, Bomber Jackets – alles Jahrhundertklassiker, die durch Stoffwahl und die neue Silhouette komfortabler und elegant-lässig wirken.
Bilder: Burberry Prorsum
Den Poncho, ein Kleidungsstück, welches seit zwei Saisons ein Revival feiert und zuvor völlig in Vergessenheit geraten war, gibt es bei Burberrys Bohemians in diversen Variationen. Aber vorsicht: Der Poncho muss sehr typabhängig edel kombiniert werden, um nicht zur Wolldecke oder auch zum Umhang zu mutieren. Nicht alle Trends sind für alle tragbar, aber sicherlich etwas, was der Massenmarkt nur zu gerne kopieren wird.
Innovativ und ein Key Accessoire dieser Kollektion ist der „Fringe Scarf“ – ein großer Schal mit breiten Fransen, in Check, Tartan, Ethnic-Mustern oder an walisische Ethnic-Weberei angelegte Muster. Sicherlich ein Must-have dieser Kollektion und auch schon auf der Seite von Burberry vorbestellbar – genau wie viele der sensationell aufwendigen Carryall-Tote-Bags, die ungemein praktisch für City und Office sind: bestickt, gefranst, in Camouflage-Wildleder, Wildkatzen-Shearling, Nubukleder und kariertem Canvas.
Kalt wird’s den Burberry Bohemiens auch nicht an den Füßen, denn die klassischen Derby’s sind alle mit kuscheligem Lammfell gefüttert.
Bilder: Burberry Prorsum
Die Schau wurde musikalisch mit Songs wie „Cosmic Dancer“, „Whenever you want it“ und „House of the Rising Sun“ von Clare Maguire live begleitet.
Eine durch ihre gekonnte Mixtur der Materialien und Muster und für mich auch durch die äußerst geschmackvolle Farbwahl bestechend träumerische Kollektion. Christopher Bailey hat es sicherlich geschafft, dass in der nächsten Saison viele Jungs Oscar Wilde lesen und auch ein bisschen seinen Stil adaptieren …
blomquist
15. Januar 2015 at 11:57Wie immer eine wirklich tolle Kollektion.
Ich finde die Farben so toll und habe mich in das ein oder andere Stück verguckt.
PeterKempe
15. Januar 2015 at 12:43@blomquist Für die petrolfarbene „A“-Jacke würde ich fast einen Mord begehen 😉
Markus
15. Januar 2015 at 13:30pretty nice
Siegmar
15. Januar 2015 at 15:59ganz wunderbar, ich hoffe wir bekommen noch mehr zu sehen 🙂
thomas
18. Januar 2015 at 11:53ups! prada for burberry?!
Lookbook: Marc Jacobs Fall-Winter 2015 | Horstson
20. Januar 2015 at 11:42[…] hatte es schon an der ein oder anderen Stelle prognostiziert: die Silhouette verändert sich in der Männermode. Bei […]
Patchwork, Pattern and Prints – Burberry Prorsum Winter 2015 | Horstson
27. Februar 2015 at 12:05[…] Luxuslabels. Dass dieser Spagat seiner Kreativität keinen Abbruch tut, hat er bereits mit seiner Herrenkollektion bewiesen. Bailey startete im Januar unter dem Titel “Classically Bohemian” ein Feuerwerk von Mustern und […]