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Asos by Todd Selby x Geniale Lifestylekampagne –vs – Versandhauskatalog?

Wenn man jemand mag, so wie ich Todd Selby von The Selby Is In Your Place, dann ist es richtig schwer, ein Arbeitsergebnis auch mal kritisch zu beschreiben. Da wir Horstson Schreiber, wenn wir PR Aussendungen für Content nutzen, den Tenor daraus niemals einfach so übernehmen, habe ich mir „asos first ever Advertising Campaign, shot by Todd Selby“, sehr genau angeschaut. Schon das Spotlight sagt es: Man kalkuliert mit den Synergien des Imagetransfers von Todd Selby auf asos. Das funktioniert so: Todd Selby ist cool und angesagt, und das nicht bei irgendwelchen Spießern. Schnell wird dieser Deal zum globalen Blogthema. So gut wie jeder zweite Modeblog Deutschlands, den ich kenne, berichtet ohnehin mindestens einmal pro Woche von asos. Lässt den Britischen Textiler in Tagesoutfits hoch leben, zeigt Kollektionsteile aus dem Angebot auf Wunschlisten und so weiter. Und das ist, auch wenn ich der Bedeutung von Werbung auf Modeblogs noch skeptisch gegenüber trete, in diesem Fall knallharte Werbung bei der Zielgruppe der Hard User des Onlinekaufhaus asos. Was würden wir dazu sagen, wenn Blogs regelmäßig Klamotten von Otto oder Conleys zeigen würden? Mir sind Blogger bekannt, die das igitt finden würden. Aber nun besser wieder zu asos und seiner ersten Werbekampagne. Sieht harmlos und nett aus, wie die jungen Leute in natürlich zurechtgestylten Ambientes ziemlich gechillt dasitzen, stehen, abhängen. Man denkt, bei Freunden kurz in deren – zugegebenermaßen für das perfekte Foto zurechtgemachter – Bude zu Gast zu sein.

Alles wirkt wie Real Life. Ist es aber nicht! Real Life Motive dieser Perfektion sind das Ergebnis von Aufwand und Professionalität der zirka 10 bis 20 Akteure, die noch zusätzlich zum Fotograf am Set zu tun haben – oder wenigstens so tun, als würden sie auch wichtig sein. Genau diese Täuschung ist einer der Gründe, weshalb ich mir schon immer sage: Da kann man gleich so ehrlich sein und den Tross auf eine perfekte, klassische Kampagne ansetzen. Denn, da gibt es noch ein Problem, das ich mit den „Anzeigensujets“ habe. Die würden im Umfeld von anderen Anzeigen und Editorials in Magazinen sehr leicht versinken. Wenn ihr jetzt aufheult und dabei denkt: Aber ich gucke doch immer nach asos, suche förmlich nach asos Schnipseln allüberall. Ja schon. Aber Werbung wird immer auch für die zwei bis drei Leute gemacht, die noch keine asos Kunden sind oder mit zu geringer Frequenz bei asos bestellen. Wachstum braucht eben Werbung. Textiler müssen viel zeigen, um viel zu verkaufen, weil Gelegenheit eben Lust auf mehr macht. Ob diese Aufgabenstellung mit Todd Selbys netten Lifestylemotiven erreicht werden kann, das weiß ich nicht. Mit fehlt die Information der Medien, in denen die Motive geschaltet werden. In Summe ist das Ergebnis wie ein gelungener Habitat Katalog mit besonders schönen Menschen, die nett angezogen und hin drapiert wurden. Aber ist das Werbung, mit der man Neukunden gewinnt und den Absatz der gefühlten 150.000 Produkte, die man bei asos bestellen kann, kräftig ankurbelt? Sagt ihr mir, wie ihr dazu steht. Oder noch besser, schreibt Horst, was ihr wegen dieser Werbung sofort bei asos bestellt habt. Denn, dann kann euer Lieblingsblogger ja mal versuchen, asos eine Rechnung für diese voll und ganz globalisierte, horstsonweite Information der Öffentlichkeit zu schicken. Ich hätte diese Kampagne ganz anders gemacht. Mit Benneton artigen Modelmassen, im Studio. Sehr gut ausgeleuchtet und fotografiert (nur ausnahmsweise nicht von Terry Richardson; hätte wahrscheinlich Raymond Meier, Rankin oder Vincent Peters gewählt). Denn dann wirken die Klamotten hochwertiger, verkaufen sich auch bei noch asosunenthusiasmierten Nichtbloggern besser. Aber den charmanten und lustigen Todd Selby werde ich ewig lieben! Schaue mehrmals pro Woche hier rein und freue mich über jedes neue The Selby Is In Your Place wie ein Schneekönig!

  • Horst
    14. November 2010 at 19:14

    ich bin ja der meinung das sich todd selby unter wert verkauft….
    wie auch der satorialist….

  • Daisydora
    14. November 2010 at 20:56

    Unserem Denken nach, hast du damit sicher recht. Aber andserswo mag man das „Mehr sein als Scheinen“ gerne. Ich finde es sehr sympathisch und auch professionell, obwohl sie sich nicht aufplustern … 🙂

  • jürgen
    14. November 2010 at 21:31

    gut, dass wir drüber gesprochen haben!

  • jason
    15. November 2010 at 01:24

    ein toller blog!!

  • le chef
    15. November 2010 at 10:32

    ich finde es schade, dass sich der herr selby für asos hergibt…
    hätte er nicht was für barneys oder opening ceremony machen können?!:-) naja manchmal kann man sich’s halt nicht aussuchen…
    ob die kampagne für asos verkaufsfördernd wirkt, weiß ich nicht. ich finde auch, dass der fokus zu stark auf den interiors liegt. aber der selby macht halt auch meistens interiors.
    ein gelungeneres beispiel für mich ist das lookbook von happysocks, geschossen vom backyard bill http://www.backyardbill.com/pictures/happy-socks-collection-3-by-backyard-bill/

  • le chef
    15. November 2010 at 10:36

    p.s.: warum heißt asos eigtl. asos? hört sich doch (zumindest im deutschen) assi an^^

  • katja
    15. November 2010 at 14:06

    asos heißt as seen on screen, glaube ich.

    mir gefällt die kampagne. ob sie jetzt aber wirklich den verkauf ankurbelt, kann ich nicht beurteilen, da ich ja eh schon gerne bei asos bestelle. hätte ich asos aber noch nicht gekannt und hätte diese bilder gesehen, ich hätte der seite auf jeden fall mal einen besuch abgestattet. da die bilder sich von anderen kampagnen absetzen, ziehen sie die aufmerksamkeit auf sich.

  • Daisydora
    15. November 2010 at 14:25

    @le chef

    Danke für die Erinnerung an Happy Socks. Die Kampagne ist in der Tat gelungen! Zu Todd: Wenn du als relativer Newcomer im Bereich Fashion Kampagnen so einen Auftrag reinbekommst, für den du deine Blog-Credibility bestens nutzen kannst…warum nicht. Aber ganz egal, wer sowas gleich gut wie Todd Selby fonografiert, diese Kampagnen saufen in Printmagazinen einfach ab … diese Motive nehmen hauptsächlich die Verbraucher wahr, die schon eine Affinität zur Marke asos besitzen.

    @katja

    Klar sind die Motive hübsch! Aber ich glaube, du machst dir da was vor, was die Wirkung im Umfeld von hundert anderer Anzeigen anbelangt. Dazu gibt es reihenweise Untersuchungen. Wir übersehen mitunter sogar Anzeigenmotive die Annie Leibovitz mit Riesenaufwand geschossen hat, wenn so ein Magazin 250 Seiten hat, mit mindestens 80 Anzeigen …. Egal, ich mag ihn ja, Herrn Selby 🙂

    @jason

    Danke auch von meiner Seite!

    @jürgen

    Ich glaube, ich bin mir nicht sicher, wie du das meinst?!??