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Achtung: Handzahme Kamele im Kleiderschrank – oder warum trägt Barack Obama diese Farbe nie?

Ich habe Angst vor Kamelen! Bin da familiär vorbelastet. Niemals hat ein Mitglied meiner Familie Kleidung in Kamel getragen. Aber alles Fürchten war umsonst: Da ist sie wieder, die Farbe, die Jeden und Jede erwachsener, aber auch irgendwie gediegen und reicher aussehen lässt. Das mag mit an den kostspieligen Accessoires liegen, die gerne dazu getragen werden. Modische Symbole für Wohlstand – zum Beispiel Birkin- oder Kelly Bags von Hermes – werden (von mir höchstpersönlich gefühlt) weltweit am häufigsten zu Mänteln in dieser Farbe getragen: Kamel! Aber auch mit Maßschuhen, Maßhemden, Maßanzügen und Uhren ab 10.000 Euro liegt man richtig, wenn die Farbe der Reichen perfekt inszeniert werden soll. Kamel ist wie Schwarz, nur eben heller und neutraler. Und Kamele lieben Kaschmirstoffe. Je feiner das Stöffchen, desto gediegener der Kamellook. Soweit nichts Neues für euch. Ich habe mich diesem Farbthema genähert, da in der laufenden Saison in fast allen Kollektionen wahre Kamelherden unterwegs sind. Und, weil mein Verhältnis zu dieser Farbe schon seit immer gestört ist. Am besten kommen bei mir noch die neuen Kamellooks weg.
Den hellsten aller möglichen Kameltöne (gibt es denn hellhaarige Kamele?) – kann man mit hellem Steingrau, dieser Seychellensandfarbe, einem Anthrazit oder mit verschiedenen Hauttönen, die auch ganz leicht in ein blasses Hautrosé gehen dürfen, kombinieren. Auch gut: Kamel und richtig Farbe! Akzente in hellem Zitronengelb, einem kräftigen Mittelmeerwasserblau, einem Smaragdgrün, einem Magenta (!) oder einem Aubergine verleihen der viel zu klassischen Farbe etwas Frische und Modernität. So kombiniert, sieht man nicht älter aus, als man ist. Mit Braun und anderen Naturtönen wie Rost, Beige oder auch mit klassischen Grüntönen wirkt Kamel sehr leicht bieder. Auch nicht gerade aufregend ist die Kombination mit Weiß, mit gestreiften Button-Down Maßhemden in Mittelblau, Hellblau und Rosa oder auch mit Schwarz. A pro pos: Mir ist aufgefallen, dass bei Männern zwischen Mailand und Rom, die diesen klassischen Look tragen, das Ergebnis noch OK ist, während es in Hamburg schon langweilig und gewollt wohlhabend auf mich wirkt. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt, möglicherweise daran, dass die modische Attitüde und der frischere Hautton der Italiener dazu beiträgt, dass ich Kamel tragende Florentiner eleganter und weniger langweilig finde.

Und dann trägt der Farbton auch noch auf. Man wirkt etwas kompakter, als man ist. In etwa so, wie im Fernsehen, da hat man auch fünf Kilo mehr auf den Rippen. Aber zumindest ist man dezent elegant unterwegs. Das schon. Für ein paar der Looks, konnte selbst ich mich ganz zaghaft erwärmen. Die zeige ich euch. Zum Beispiel für das süße Mädchen im Kamelcardigan:

Aber zu der auf Modeblogs geradezu ausgebrochenen Kamelfarbhysterie kann es bei Daisy nie kommen. Ich habe einen natürlichen Seismograph eingebaut, der bei allen Klamotten, mit denen man älter und leicht verkleidet aussieht, ausschlägt …… Ich mag es eben, wenn der Charakterkopf und die Persönlichkeit mehr Aufmerksamkeit erwecken, als die Klamotten. Und in edles Kamel gehüllt sind mir Menschen zu wenig verschieden. Wer jetzt noch zweifelt, den frage ich: Habt ihr euch schon mal gefragt, weshalb man Tom Ford noch nie in Kamel gesehen hat? Oder Karl Lagerfeld im Kamelhaarmantel. Oder Barack Obama beim nächsten G8-Gipfel im Kamelanzug, mit hellblau-weiß-gestreiftem Button-Down-Hemd und einer goldenen Daytona, undenkbar…..

Alle Fotos: Scott Schuman, The Sartorialist

  • Blomquist
    24. Oktober 2010 at 19:24

    @ Daisydora: Der Selbstversuch hat gezeigt das ich kein Kamel-Typ bin. Die Farbe funktioniert bei mir höchstens mittels dünnem Schurwoll-Cardigan mit T-Shirt und verwaschener Lieblingsjeans.
    Sobald die Farbe in Form von Jacken, Sakkos oder Mänteln ins Spiel kommt sehe ich plötzlich seriös und 5 Jahre älter aus.

  • Daisydora
    24. Oktober 2010 at 19:27

    @blomquist

    Die Variante mit Jeans, T-Shirt und dem Cardigan kann ich mir gut vorstellen…. nicht zu akkurat und mit Farben kombiniert….. Mit Kamel-Totallook sieht jeder erwachsener aus, so ist das 🙂

  • Christopher
    24. Oktober 2010 at 19:40

    Ich gebe es zu, ich bin ein Opfer. Ein Kamel-Ton-Opfer.
    Finde ich einfach alles gut.
    Sorry 😉

  • Horst
    24. Oktober 2010 at 19:48

    @christopher mach dir nix draus – ich auch….. naja, also zumindest stehe ich der farbe offen gegenüber 🙂

  • Blomquist
    24. Oktober 2010 at 19:50

    @ Christopher: Ich finde die Farbe super!
    Nur leider steht sie mir persönlich eher gar nicht…

  • Daisydora
    24. Oktober 2010 at 20:01

    @Christopher

    Glückwunsch! …es gibt eben immer auch jemand, der blendend darin aussieht …. so wie die Leute auf den Fotos ja auch…. aber als Generaltrend, wie in dieser Saison, sind mir dann einfach zu viele Kamelfarbe tragende Menschen unterwegs …

  • peter kempe
    25. Oktober 2010 at 10:53

    du nennst es kamelich nenne es beige!1endlich mal ein plädoyer gegen die verbeigung der mode und ebsonders gefragt ist diese farbe ja bei amphetischen tods anhängern und zu geld gekommenen industrieellen.ich seh aus wie werthers echte in ausgespuckt!!eine unfarbe!!

  • peter kempe
    25. Oktober 2010 at 10:54

    eisenten farbe!!

  • Daisydora
    25. Oktober 2010 at 12:29

    @Peter Kempe

    Oh ja, Beige ist auch eine meiner Lieblingsfarben 😉 … aber du sprichst die Tatsache an, dass es in so mancher Saison dann auch noch zu einer Liaison zwischen Kamel, Beige und Karamel kommt, wobei ich Letztere bei Pudding und Klamotten noch vergleichsweise gerne mag… „wir“ sind aber definitiv zu blass dafür und die Klamotten sehen meistens nur dann gut aus, wenn es absolute Luxusteile sind …