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ABM für einen Weltstar? – Die Tingeltangel-Tussishow GNTM ging gestern in die siebte Runde

Bitte, liebe Macher, wie viele Runden sind es noch bis zum KO?
Die Superlative für uns Heidi aus Bergisch Gladbach werden knapp. Zuerst war sie ohne den Segen von Kaiser Karl Topmodel, dann langte nur noch das Supermodel, ein Showstar war sie sowieso schon seit ihren ersten Auftritten auf dem Karnevalswagen in Bergisch Gladbach und seit gestern nennt man die findige Geschäftsfrau auf Pro7 schlicht und ergreifend Weltstar. Da möchte ich doch schon wieder zu gerne eine klitzekleine Maus sein, die mit anhören darf, wenn Papa Klum und Tochter Klum das mit den Senderverantwortlichen ausklamüsern.

Es ist erst 20:46, das Ding läuft also noch rund zwei Stunden und ich könnte schon jetzt vor lauter Langeweile und Ärger über die fantasielose Regie, die charmebefreiten und dilettantischen Moderationen des Weltstars und seiner Sidekicks Thomas Hayo und Thomas Rath, wegrennen … oder besser gesagt wegschalten, dorthin, wo Leute zu sehen sind, die ihren Beruf beherrschen und nicht bloß dumm rumlabern. Hiermit nehme ich alles Relativierende und Halbnette auf der Stelle zurück, das ich anlässlich der letzten Staffel geschrieben habe.

Nun gut, eine Folge lang, schaue ich für euch zu, um darüber berichten zu können, ob da eine dabei ist, mit den Mindestgrundvoraussetzungen für den Beruf. Den Bildern der Top 51 nach, die uns der Sender nun seit Wochen in Trailern und auf der Website um die Ohren haut, sind da zwei, drei nette Gesichter drunter und sonst trifft Not auf Elend. Klar sind da attraktive superschlanke Mädchen im Rennen, aber in der Hauptsache hat man formatfüllende Typen wie Sara K., die als ordinäre Gossen-Jargon-Schlampe aus Sachsen schon seit Tagen als Exponentin der 7. Staffel gefeatured wird … und weitere Abscheulichkeiten reingeholt.

Ein Sender bestäubt sich selbst und bekommt den Grimmepreis für vorbildliches Schnipsel-Recycling. Um 23:00 kommt Red. Da darf man dann weltexklusiv erleben, wie Lena Gercke, das erste Topmodel von Heidis Gnaden, von mir nur der Backfisch genannt, ihre junge Liebe zu Fußballstar Samy Khedira nicht länger verbergen konnte … wenn wir den fröhlichen Exhibitionisten nicht zugucken, macht es diesen Leuten auf dem Weg zu ihrer TV-Tingeltangel-Karriere mit dem erklärten Höhepunkt Dschungelcamp und danach Moderation einer Samstagabendshow einfach keinen Spaß, weiter die Hosen runter zu lassen.

Gerade war Melek da, das Mädchen mit der Tränen triefenden Lymphdrüsenkrebs Geschichte aus Staffel sechs. Die Wildcard hat sich gelohnt, Melek ist einen Schritt weiter auf dem Weg in eine der gefühlt hundertfünfzig TV-Betriebsbnudel-Karrieren, die sich aus Castingshows gerne ergeben. Rebekka Mir, für uns Bekky, sie unterlag der dem Klumschen Management wie das Würstchen vom Kraut entschwundenen Siegerin des Vorjahres nur knapp, hat zwar trotz Rang zwei keine Modelkarriere begonnen, war aber während der Alm in mehreren Dirndl‘n in Südtirol, um mit den Moderatoren und der taff Crew zu talken und tapert diese Woche und während der Academy Awards mit der dauerbrüllenden und -grinsenden Annemarie Warnkross durch Los Angeles und Malibu, um uns mit all den nutzlosen Schnipseln zu versorgen, die uns weder schlauer noch glücklicher machen. Wenn das mal kein gutes Omen für die Karriere der besseren Hälfte von Bekky ist. Das merkt ihr dann, wenn ein Sebastian Deyle, den eure Festplatte auch nicht mehr vorrätig hatte, als Moderator eines neuen Formats als Phönix aus der Asche aufersteht.

Castingshows funktionieren als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, in jede Richtung. Heidi hat gut zu tun, kann was für die guten Schulen ihrer vier Kinder zurücklegen, die sie nun ja erst mal alleine großzieht. Und die Kandidatinnen bekommen auch ihre Krümel ab. Nur Topmodel wurde noch keine und wird auch diesmal keine. An wie viele der bisher neunzig Kandidatinnen, die in sechs Staffeln unter die Top 15 kamen, kann man sich noch erinnern? Hmmmmmm? Oh ja, Freunde des Trash-TV haben es da schon besser, denn zeitlose Topmodel-Beauties wie Gina Lisa Lohfink und Sarah Knappik ließen schon während ihrer TV-Premiere bei GNTM ihre Überqualifikation für den Topmodeberuf erahnen. Und so kam es dann auch. Kolportierte Pornodrehs, die Knappik im Dschungelcamp, Zack die Bohne auf der Alm, endloses Rumgetingel durch die Welt der Billig-Maz-Drehs für die Senderfamilie.
Spätestens an dieser Stelle wird auf Modeblogs traditionell auf die kometenhafte Selfmade-Karriere der Ex-Kandidatin Vanessa Hegelmeier hingewiesen. Ihr Buch hatte ich schon mal in der Hand und gerade habe ich bei imgmodels, ihrer Agentur in Paris noch mal nachgesehen … da ist leider weit und breit nichts, das nach einer gut laufenden Karriere als Model mit haufenweise gut bezahlten Jobs aussieht. Das Portfolio beginnt mit einem Test im weißen Netzhemd und darauf folgen alte Editorials, die kaum Geld gebracht haben. Klar, verdient sie damit wahrscheinlich besser, als in einem stinknormalen Frauenberuf in Deutschland, aber wir reden hier ja von Topmodels und den Chancen, die einem die Teilnahme an Heidis Tingeltangel-Show eröffnet.

Gerade hat es Sara K., diese rhetorische Mischung aus Sido und Bushido mit Brüsten auf den Punkt gebracht: Wer hier sagt, er sei nicht mediengeil, der lügt. Stimmt. Eltern und Freunde zittern wie Espenlaub, das abgenudeltste und dümmste Stereotyp aller, ich will meinen Traum leben, fliegt tausendfach zwischen den Fusselhaar-Feen und hübschen Haarmonstern hin und her. Aber alle machen mit. Wollen aus wenig Talent schnell viel Geld machen. So wie ähnlich Heidi. Und die beiden Thomasse, die anscheinend in ihren erlernten Berufen doch nicht so gut zu tun haben. Hier haben wir lauter Weltstare, würde Gerhard Polt dazu sagen.

Wann hört das endlich auf, dass man jungen Leuten und deren unglaublich unbedarften Erziehungsberechtigten einen vom Wolf erzählt und die Hucke voll lügt, um selbst richtig gut zu tun zu haben und immer mehr Goldtaler im großen Heidi-Speicher, gleich neben Dagobert Duck, anzuhäufen. Vielleicht ist Heidi ja bloß die einzig wahre Dagoberta …

Nur Luisa aus Ostfriesland, Shawny aus Berlin und Laura aus Bayern sehen nett und irgendwie interessant und nicht verbraucht aus. Ob das International reicht. Eher nicht. Macht was draus Mädels. Lernt was G’scheites, mit dem ihr sicher glücklich werdet und euer gutes Geld verdient.
Schon wieder so eine Fake Modenschau für Guido Maria Kretschmer, jetzt reicht‘s, ich bin raus.

Bilder: GNTM, Pro7; RTL und N24

  • muglerette
    24. Februar 2012 at 09:11

    am schlimmsten ist allerdings mal wieder thomas rath gewesen!!!!!

  • Butchbaby
    24. Februar 2012 at 09:21

    es war grausam! und was meint ihr wie schlimm und fehlmoderiert erst wieder das finale wird… heidi live! das ist schlimmer als eva padberg auf vox zu sehen. und da dachte ich schon das es das grausamste ist, was das fernsehen je erfunden hat

  • Jan Who
    24. Februar 2012 at 09:26

    Also ich muss an dieser Stelle mal sagen: Unterhaltsamer als andere momentan ausgestrahlte Modelshows.

  • Martin
    24. Februar 2012 at 10:16

    Darauf ein „wohoooo…so viele schöne Mädchen hier…aaahhh“ Zitat Heidi! oder:

    Thomas zu Thomas: „Come on…“

    Wunderbar flach aber was wäre die Fashion Week in Berlin ohne die „Super Stars“ und ihre schlechten Laufkünste..nur halb so amüsant 🙂

    look-scout.blogspot.com/

  • Horst
    24. Februar 2012 at 10:25

    Ich fands auch besser als ‚Das perfekte Model‘ aber insgesamt Horror.
    Ich mochte die Neil Barrett Neoprenhose von Jorge, nur sah sie bei ihm aus als sei sie aus dem Sexshop (was kein Kompliment ist)

  • Carrie
    24. Februar 2012 at 11:02

    Ich schaue mir diese ganzen langweiligen Shows nicht an aber Daisy – Dein Artikel ist köstlich !!!

  • Daisydora
    24. Februar 2012 at 12:00

    @Butchbaby

    Fürwahr, die schlimmste Folge aller Staffeln, so weit ich da mitreden kann. Und der schlimmste Cast, sowas von vordergründig und für die Sendegruppe und deren Bedarf an TV-Gewächsen maßgeschneidert.

    @Martin

    Die GNTM-Grazien auf den Laufstehen kenn ich nur aus dem Fernsehen, die würde ich aber auf keinem Laufsteg der Welt vermissen.

    @Jan Who

    Gefällt dir DSDS etwa auch gut? Ich fand, das hatte schon das absolut grottige Niveau der großen Dieda Show …. Kein Programm für Teenager, die ihr Leben noch vor sich haben … eher was für ausgebuffte Freaks …

    @Horst

    Was du alles siehst … Jorge ist der Einzige in der Staffel, der kein berechnender Kotzbrocken ist.

    @Carrie

    Ich danke dir und ich gelobe, das wat die einzige Folge …. ich war richtig sauer, weil ich lieber gelesen oder Criminal Minds geguckt hätte ….

    @muglerette

    Das war für mich ein Fotofinish in einem Kopf an Kopf Rennen ….

    🙂

  • sören
    24. Februar 2012 at 13:00

    @daisy

    criminal minds wäre auf jeden fall die bessere wahl gewesen.

  • muglerette
    24. Februar 2012 at 13:12

    man hatte ja sovieles verdrängt und auf besserung gehofft………..

    die beiden thomasen mit ihren genialen dialogen
    jorges sprachkünste etc.

    man wurde bitter enttäuscht!!!!

  • schnellie
    24. Februar 2012 at 13:12

    Ich fand’s am Anfang auch langweilig, weil man die Castings vorher in anderer Erinnerung hatte und mir das walken im Einkaufzentrum wie bei den anderen Staffeln besser gefiel. Aber es wirde von Stunde, zu Stunde interessant und man blieb dran. Die Modenschau mit den Mädels war ebenfalls super. Sara aus Leipzig finde ich ebenfalls klasse, sie hat Charakter – sowas braucht man im TV – gewinnen wird sie mit ihrer Art auf keinen Fall! Heidi mag solche Leute nicht.

    Mein großer Kritikpunkt: Die Jury. Ist es so schwierig, lustige, tolle Leute zu finden, die was vom Fach verstehen und nicht so langweilig daherreden, wie die 2 Modeschwuchteln neben Heidi.

    Jorge sollte wieder putzen gehen. Er ist eine Qual für die Augen und Ohren. Hat im TV nichts zu suchen.

  • siegmar
    24. Februar 2012 at 13:14

    mein Beitrag dazu:

    Heidi hat Seal gelöscht ( habe ich heute morgen bei yahoo gelesen ) danke Heidi, denn mochte ich.;-)

  • Eveline
    24. Februar 2012 at 19:47

    Hach, jetzt wo du diese „Bekky“ erwähnt hast, ist mir ein Artikel eingefallen über den ich auf Bild.de mal gestolpert bin (sorry, manchmal interessiert mich, was 4 Millionen Deutsche so lesen). Darin ging es darum, dass sie jetzt große internationale Karriere machen würde, der Beweis: Sie lief auf der New York Faschion Week für den Designer … (Namen vergessen). Schnelle Google-Suche ergab, dass der Designer eine Staffel von Heidis „Project Runway“ gewonnen hatte 🙂 Die Verwertungskette geht also tatsächlich über Deutschlands Grenzen hinaus. 🙂

  • Jan Who
    24. Februar 2012 at 21:21

    @Daisy: Ich bin da wirklich komplett schmerzbefreit. Arte, RTL 2, 3Sat, Super RTL …

  • Daisydora
    25. Februar 2012 at 16:54

    @Eveline

    Einfach grausam, was da gelogen wird. Die können ja das Ding drehen, aber eben so, dass jeder weiß, dass da nichts der Realität des Business entspricht … 🙂

    @muglerette

    Charme könnte helfen, aber den hat da keiner …

    @Jan Who

    Du weißt ja, was Neil Postman gesagt hat: Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer …. also mach ich mir da bei dir keine Sorgen 😉

    @Schnellie

    Ich muss dir da in Sachen Sara wiedersprechen. Es macht einfach einen hässlichen Gesichtsausdruck, ständig im Gossenmodus vor sich hin zu brabbeln. Grausam,die Frau, aber die will ja auch nur Gina Lisa Lohfink werden, dafür dürfte es reichen. 🙂

  • Rheinlaender
    25. Februar 2012 at 22:58

    …Gina Lisa Lohfink…
    der Vergleich ist wirklich bitter…
    Frau Daisydora, Sie sind so grausam…
    aber auch so treffend…

    und im Bezug auf „hässlichen Gesichtsausdruck“ hatte ich noch ganz andere Assoziationen…
    aber die möchte ich nicht schreiben, sonst denkt man möglicherweise schlecht über mich *grins*!
    …schönes WE…!

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    27. Februar 2012 at 10:28

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