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A PAINTERLY JOURNEY – BURBERRY Menswear Autumn/Winter 2014

So sehen sie also aus, die Bohemian Boys, als modische Pioniere des kommenden Winters, mit ihren chic kurz verknoteten Seiden-Foulards über dem Trenchcoat oder dem Pulli … oder gleich über dem weit offen getragenen Seidenhemd, das mit Londoner Straßenkarten-Prints sehr effektvoll dekoriert wurde. Langeweile sieht anders aus, obwohl unter den 46 Looks eine sehr große Zahl an für Burberry typischen Klassikern wie Trenchcoats, wärmeren Mänteln mit und ohne Dessins und an nicht mehr eng sondern mäßig weit geschnittenen und mit Bundfalten versehenen Hosen, gezeigt wurden.
Bei den Preisen für die Mäntel und Jacken darf man sich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber da folgte ein Bestseller auf den anderen. Dass sich selbst meine traditionelle Best-Of-Auswahl aus der Runway Show auf nicht weniger als 26 Looks summierte, seht ihr ja. Und das liegt an der guten Arbeit, auch wenn mancher sich Burberry Prorsum viel wilder und stilistisch gewagter wünschen mag …
Schon in der Intro oder Overtüre zum Livestream konnte man an den Impressionen des Handwerks beim Malen auf Leder und dem Entwurf des Key Visuals, einem Eichenblatt, sehen, dass es Bailey um eine junge und originelle Variante der traditionellen Burberry Klassiker geht. Denn, man will und muss bei Luxuslabels dieser Größenordnung, in jeder Saison gut verkaufen.
Und das geht eben nur dann, wenn Männer gut in den Sachen aussehen und ihre Prorsum-Teile länger als eine Saison Freude machen … so wie die von mir höchstpersönlich gezählten 20 relativ klassischen Burberry Trenchs und Burberry Wintermäntel, in Petrol, Braun, Königsblau, Flaschengrün, Grau, Preussischblau, Schwarz, Beige und so weiter, die durch das frische Styling, die Tücher und Blankets, die tollen langen Schals, die innen getragen wurden und leger-elegant unten aus dem Mantelsaum hervorlugen, die aktuelle Saison zu erkennen geben.

Aber auch für Liebhaber ganz besonderer Mäntel mit viel Allure ist einiges dabei: die längsgestreiften seidenen Mäntel, deren breite Streifen in so dunklen Beeren- und Blautönen gehalten sind, dass man schon wieder von Klassik reden kann. Ganz fabelhaft auch, die schwarzen Blenden und Kragen. Man muss nicht als bunter Hund durch die Straßen laufen, um mit seiner Kleidung bewundernde Blicke auf sich zu ziehen und Christopherr Bailey ist nun mal niemand, der in absurde Ideen flüchten muss … man präsentierte die Prorsum Winterkollektion zwar wieder in Londons Kensington Garden’s, ist aber nicht Teil des aufgesetzt kreativen und hippen Fashion-Showbusiness, das sich während der drei Tage der London Fashion Week in einigen der über fünfzig Kollektions-Schauen von seiner buntesten und schwer verkäuflichsten Seite gezeigt hat. Eine Kollektion wie Burberry Prorsum ist keine Spielwiese für verrückte Ideen, die mit dem Weg der Magazine zum Altpapier wieder verglimmen …

Die Highlights, wo soll ich da beginnen: ganz sicher der rote Trench mit weiß-schwarzen Motiven, gleich auf dem ersten Bild … sehr schön gestylt, übrigens – das muss man erst mal bringen, eine relativ klassische, auf jeden Fall sehr solide und hochwertige Winterkollektion mit Netztanks ohne Pullis oder unter den Hemden zu zeigen. Alleine darin liegt so viel Esprit und Witz, ich würde wetten, so was fällt einem eben nur dann ein, wenn man nicht qualvoll um Originalität bemüht sein muss.

Das Motto der Kollektion, A PAINTERLY JOURNEY, Christopher Baileysw Entdeckungsreise in den künstlerischen Kosmos von Ben Nicholson, Christopher Wood, Lucian Freud und Duncan Grant, schlägt sich immer wieder in Details und wertigen Elementen, wie den bemalten großen Taschen, einem Mantel mit abstrakter Kunst Print und mehr nieder. Das Ergebnis sieht bei aller Farbigkeit so selbstsicher männlich, so frisch, sexy und elegant aus, dass man jedem netten Mann so ein Outfit wünscht.
Zum Beispiel den Mantel, ein Hemd und einen Schal mit stilisierten Anemonen, in Petrol, Blau, Grau und irgendwas, da könnte ich mich als Mann mal wieder nicht entscheiden, so viele Optionen bietet diese Kollektion. Und naturgemäß ist es unübersehbar, dass auch die Marketingcracks wieder ihre ambitioniertenj Fantasien für hinzuzugewinnende Marktanteile eingebracht haben: die luxuriösen Blankets, die seidenen Foulards, die vielen langen Schals, immer mehr wunderbare Taschen, da klingelt die Kasse in hellsten Glockentönen in jedem Flagshipstore.

Und die Hemden dürften bei Burberry Fans im kommenden Winter auch wieder stärker ins Geld gehen – ich rechne da fest damit. Die wunderbaren Muster und Farbkombinationen der Eichblatt-Reihe und dann dieses Seidenhemd mit Stadtplan-Print, da greift man gerne zu, wenn das Geld für das Herzchenshirt der vorigen Saison letztlich doch im Portemonnaie geblieben sein sollte ….
A pro pos Details und Materialien: federleichte Seidenstoffe, handbemaltes Leder und Rauleder, darauf die London Map, Kaschmir-Fisherman’s-Pullis, Lammfell- und Rauleder-Kombinationen, auch in Patchwork-Verarbeitung, gebürstetes Langhaar-Mohair, Doubleface-Kaschmir, Microtweeds, gute britische Wolle, Woll- und Kaschmir-Blankets, Schottische Jacquards …. und natürlich die längsgestreifte Mantelseide … alles in den wohltemperierten und optimistischen Farben Charcoal-Grau, Steingrau, Tintenblau, Flaschengrün, Bitterschokolade (für diese Farbbezievhung alleine gibt es eine 1+!!), Camel, Schwarz, Dark Plum, ein leuchtendes Navy, Honiggelb, Bordeaux, Kornblume in Gelb und ein dunkles Mandarinenorange. Allesamt sehr eloquent kombiniert, wie man das von Bailey und seinem Team kennt.

Auch die Accessoires werden es dem einen oder anderen unter uns schwer machen, nicht zuzugreifen … so ein bemaltes Foulard oder gleich die St Ives Bag, mit ihrem abstrakten, von Hand gemalten Dessins oder sagt man da besser schon – Bildern? Und ganz sicher habt ihr schon alle bemerkt, dass die ethnisch inspirierten (insgesamt 31 Modelle) Taschen, die Schals und die Decken, die im Finale der Schau noch mal in den Fokus gerückt wurden, es auch jedem Burberry-Mann schwer machen dürften, den nächsten Winter ohne Bailey-Tote und -Decke zu bleiben ….

Nachdem auch diesmal wieder direkt nach der Schau geordert werden durfte, geliefert wird innerhalb von zirka 9 Wochen, es gibt fast alles auch personalisiert … und Orders können noch bis insgesamt 22. Januar erfolgen, ist da wahrscheinlich schon einiges auf dem Weg.
Aber bevor ihr bestellt, schaut lieber noch mal hier rein. Ich habe die Schau mittlerweile sechsmal gesehen und weiß nun gar nicht mehr, wofür ich mich entscheiden würde, so viel gefällt mir da, aber ich bin ja kein Mann …

Guckt einfach mal oder noch mal, wenn ihr mögt …

Darauf, dass Burberry auch digital ganz vorne in der ersten Reihe und absolut innovativ agiert, hatten wir schon mal hingewiesen … aber der geschätzte Kollege, Jerôme, bei Modepilot, hat sich des Themas „Burberry, ein digitaler Pionier“, sehr ausführlich angenommen.

Mir bleibt dann nur noch das Fazit: Gelungen wie immer, das wollen Kunden kaufen und ich bin jetzt schon ganz sicher, dass auch nach dem Abgang von Angela Ahrendts und der Übernahme des Vorstands durch Christopher Bailey, die Konzernbilanz solide weiter Richtung aufwärts zeigt. Bailey hat eben Burberry im Blut und beleibt auch als CEO-CCO einer unserer großen Horstson-Lieblinge!

Well done!, oder, was sagt ihr zur Kollektion, liebe LeserInnen?

  • Gérard
    10. Januar 2014 at 10:24

    Beim ersten schnellen Blick auf die Kollektion dachte ich: Upps, habe ich verpasst, dass Dries van Noten den Job von Mr. Bailey übernommen hat?

    Nun gut, was ist falsch daran, sich nach oben zu orientieren, wenn man im Tal der Kreativität rumdümpelt. Eine sehr schöne Kollektion.

  • peter
    10. Januar 2014 at 10:35

    Tippi Toppi!!!

  • blomquist
    10. Januar 2014 at 11:20

    Ich bin restlos begeistert!

  • Siegmar
    10. Januar 2014 at 12:20

    Da sind tolle Teile dabei und die großen Taschen sind super schön.

  • Daisydora
    10. Januar 2014 at 12:45

    @Gérard

    Interessant, ich denke das liegt an den gestreiften Seidenstoffmänteln, oder?

    Aber irgendwie war in der Mode schon alles mal da, mich erinnern Kollektionsteile des grandiosen Dries van Noten manchmal an Rifat Ozbek, Romeo Gigli und Sybilla …

    … aber ganz sicher kann man zu der sehr am Marketing der Marke ausgerichteten Mix der Kollektion auch geteilter Meinung sein. Wenn mir der Laden gehören würde und ich die Marke absichern, weiter ausbauen und zu noch größeren Erfolgen führen wollte, würde ich wieder Bailey nehmen und alles ganz genauso machen … 🙂

    @peter

    Schön so, danke! 🙂

    @Siegmar

    In der Tat, da kann man was finden und zu den Taschen sollten wir mal was eigenes bringen. Das ist immer schade, dass im ersten Kollektionsbericht die Accessoires und Details etwas zu kurz kommen … 🙂

  • Daisydora
    10. Januar 2014 at 12:46

    @blomquist

    Das war ja wohl klar, Du hältst ja selbst dann zu Bailey, wenn er todchice Plastikregenmäntel bringt 😉

  • Paul
    10. Januar 2014 at 12:55

    Ich bin verliebt in die Schals… Allerdings sind £595 nicht ohne 😉

  • Siegmar
    10. Januar 2014 at 13:59

    @ Gérard

    da sind auch für mich viele Teile dabei, die absolut an die wunderbaren Entwürfe von Dries van Noten erinnern. Eigentlich müßte ihm mal ein Special gewidmet werden. Da stimmt alles auch in der aktuellen Kollektion.

    Und es stimmt die Preise bei Burberry prorsum sind wirklich extrem und teilweise unverschämt teuer.

  • Daisydora
    10. Januar 2014 at 15:12

    @Siegmar

    Ein modisches DVN-Special enthält der Bericht am Sonntag, Männer in voller Blüte, und ein Portrait von DVN machen wir auch … 🙂

    @Paul

    Ja, das Zeugs ist leider so teuer wie schön 😉

  • Siegmar
    10. Januar 2014 at 15:49

    @ Daisydora

    da freue ich mich schon jetzt, für mich einer der Besten und ich bewundere, dass er sein Unternehmen immer auf Erfolgskurs hat.

  • Gérard
    10. Januar 2014 at 21:18

    Liebe Daisy,

    ich gebe Dir bei Deinen ins Spiel gebrachten DvN-Vergleichskandidaten uneingeschränkt recht.

    Ich möchte Mr. Baileys abgelieferte Kollektion aufgrund der Farbpalette und floralen Akzente in Richtung Antwerpen verlagert sehen.

    Warten wir ab, womit uns Herr van Noten für den kommenden Winter zu beglücken vermag. Und überhaupt, auf nach Paris: http://www.lesartsdecoratifs.fr/francais/mode-et-textile/expositions-70/prochainement-446/dries-van-noten-1053/

    Und ja, Mr. Bailey geht runter wie ein „Baileys“. Burberrys Milcheinschuss.

  • Wolfram
    11. Januar 2014 at 09:43

    von den Preisen abgesehen, ein paar schöne Teile in der Kollektion. Ich habe mir die Show mal unter praktischen, ich meine tragbaren Aspekten angeschaut, die Taschen sind schön,
    aber die Größe, oversized, für welchen Anlass sind die gedacht? die kenne ich sonst nur mit Rollen unten.
    Die Decken hätte ich gerne, allerdings für zu hause ,auf meinem Sofa. Eine schöne Kollektion, wie schon richtig bemerkt, die Accessoires sind wie bei, Hermes und LV, die Hauptumsatzträger,

  • Daisydora
    12. Januar 2014 at 11:46

    @Siegmar

    Bin gespannt, was Du zu den Blütenteufeln von DvN und Gucci, und dem Ausflug in den Garten sagst …. 🙂 … klar ist das einer der besten …

    @Gerard

    Danke für den Reminder zur Retrospektive des Monsieur Dries van Noten im Les Arts Decoratifs, auf seine Wintekollektion bin ich naturgemäß auch gespannt, ich tippe auf Ethno (es gab ja schon so klene Vorboten der Azteken)… und der Blumenrausch für den Sommer kommt ja heute um 19:00 Uhr …

    @Wolfram

    Ja, die Preise, das sind echt Mondpreise, die macht das Markenmaketing, das weißt Du besser als ich ….

    Diese Taschen sind glaube ich Weekender, für die Sportklamotten sind die doch etwas zu schade und den Lebensmitteleinkauf würde ich da auch nur bedingt drin sehen … aber der wahre Bohemian Boy jeden Alters, steckt da vermutlich nur sein iPad, enen Apfel und seine Modemagazine rein 🙂

    Wie wahr, da wiehert das perfekte Marketing vor Vegnügen, das dachte ich schon während dem Stream …. Du brigst es auf den Punkt, das Geld wird mit den Taschen gemacht. Man muss sich ja nur mal angucken, in wie vielen Farben und Größen es die 2Jours von Fendi oder die Sac du Jour vo Saint Laurent alleine im Luxus-Onlinehandel gibt …. da sind wir zusammn bei nicht weiger als 30!!!

  • The Bloomsbury Girls (Forever) – Burberry Prorsum Womenswear Autumn-Winter 2014/15 | Horstson
    21. Februar 2014 at 09:51

    […] bitten … jeder Look eine Art moderner Garten – sehr überraschend auch dann, wenn man die Männerschau mit ihren Zitaten auf den künstlerischen Kosmos von Ben Nicholson, Christopher Wood, Lucian […]